Eine Trouvaille! Mit Sprachartistik und dem scharfen Verstand eines Einzelgängers ironische Vorstöße in Grenzbereiche.
Darauf aufmerksam geworden bin ich nur deswegen, weil ich wegen »Anton Unbekannt« (Joerg Sommermeyer) im Internet nachforschte. Bekanntlich...
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Eine Trouvaille! Mit Sprachartistik und dem scharfen Verstand eines Einzelgängers ironische Vorstöße in Grenzbereiche.
Darauf aufmerksam geworden bin ich nur deswegen, weil ich wegen »Anton Unbekannt« (Joerg Sommermeyer) im Internet nachforschte. Bekanntlich hatte mich dieses Werk dermaßen enthusiasmiert, dass ich im Mai 2009 eine glühende Rezension verfasste. Nun wollte ich sehen, wie es sich da mit der Rezeption verhielte?
Mit Hilfe von Google bin ich schnell fündig geworden: Fabelhaft, dass Theo Breuer (Bücher, Menschen und Fiktionen Herbst 2009: Als der Buchpreis – beinahe – in die Eifel kam, Eine Momentaufnahme; http://www.poetenladen.de/theo-breuer-buchpreis-2009.htm) »Sommermeyers formsprengendes Powerpaket« auf seine Bestenliste (Prosa 2009 • My long or short list – whatever) gesetzt hat und bemerkenswert diese bestimmte Erwähnung in Jimmy Sun’s Rezension von »Die homburgischer Hochzeit«. Die Fundsachen-Zitate machten mich dann ungeheuer neugierig. Das Werk ist aber leider nur antiquarisch erhältlich. Es gelang mir glücklicherweise sehr rasch, das Buch in einer Bibliothek aufzutreiben, und ich las es in einem Zug durch. Was soll ich sagen? Skurril, schräg, interessant, grotesk, fantastisch, ein Meisterwerk!
Eine überaus seltsame Vermählung ist diese homburgische Hochzeit weiß Gott!!!
Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein Homburger (nach Herhaus) verquer, konservativ, und tippelbruderhaft zugleich, vernünftig wie ein Zaunpfahl, pathetisch bis in die Todesangst, sarkastisch gegen die eigene Haut, schmerzenstoll vor Bewunderung allem Fremden gegenüber, begabt als Geschichtenerfinder, Speckkuchenheld und metaphysischer Eigenbrötler ist.
Der ins Bergische Land (wo auch der Autor herstammt, übrigens unweit des Geburtsortes von Grimmelshausen) zum Heiraten zurückgekehrte Ich-Erzähler, Erich Hals (mit den gleichen Initialen wie Ernst Herhaus), Homburger Erzschelm, Mandarin, Simplicissimus, zerplatzt im unpassendsten Moment seiner Hochzeitsnacht mit homerischem, chronisch-hysterischem Gelächter-Hihiiihiiiiih den raffiniert zubereiteten und verzögerten »buccovaginalen« Orgasmus seiner Braut Rosemund, die freilich von ihm und mit ihm schwanger wird.
Hals fährt wieder nach Frankfurt und durchschlendert extern die fratzenhafte Welt, wo Figuren wie Moses Zuckerkron, Loulou Weiß und Tadeus Hallenser (Ernst Bloch) irrlichtern, wenn er nicht gerade intern im Mutterleib (außer Rosemunds auch noch dem der Frankfurter Lebedame La Divine) haust, das embryonale Geschäft seiner Menschwerdung betreibt und sich selbst erfindet.
Ja, so geht das (oder auch nicht!?), sich selber erzeugen, der eigenen Geburt zuschauen, die Mütter wechseln. Der Romanheld endet im Irrenhaus, wo er seine Einfälle notiert und vom Arzt nach deren Kenntnisnahme wegen unheilbarer Gesundheit entlassen wird.
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